Der Weg von ein paar Verstreuten zur Christusgemeinde Bühlertal

Die ersten Nachrichten vom Bestehen einer evangelischen Gemeinde in Bühlertal stammt aus dem Jahr 1855. In diesem Jahr wurden die Evangelischen dem Kirchspiel Bühl zugewiesen. Wie viele es waren, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Im Jahre 1870 waren es ca. 40 Seelen. 1900 stieg die Zahl auf 50. Damals ging man zu Fuß nach Bühl in die Kirche. Die Kinder besuchten den evangelischen Religionsunterricht in Bühl, meist war es aber so, dass der Geistliche von Bühl die wenigen Kinder in einem Privathaushalt sammelte. Ein größerer Zuzug kam erst, als die Avog ihren Betrieb eröffnete. Ein noch größerer Zuzug erfolgte durch das Einströmen der Heimatvertriebenen nach 1947. Waren es 1939 nur 76 Evangelische, 1946 bereits 251, so stieg die Zahl bis 1965 auf über 800 an.
Wann der erste Gottesdienst in Bühlertal abgehalten wurde, ist nicht bekannt. Nach den Akten war im Februar 1946 noch keiner. Die nächste Notiz stammt von Weihnachten 1946. Dort sind schon Gottesdienste eingerichtet, und 1947 z.B. wurden im ganzen schon 28 Gottesdienste in Bühlertal gehalten. Man versammelte sich anfangs im katholischen Schwesternhaus und im Bahnhofsgebäude im Obertal, und zwar in gewisser Regelmäßigkeit, etwa in vierzehntägigem Abstand. Bald wurde der Wunsch laut, dass auch Bühlertal einen eigenen Gottesdienstraum bekäme.
Der Heilige Abend 1948 war diesbezüglich ein wichtiger Tag. Seit jenem Tage hatte man in Bühlertal nicht nur einen fest eingerichteten Gottesdienst-Turnus (alle 14 Tage kam nun der Ortsgeistliche von Bühl, Pfarrer Mölbert, oder ein Vikar), sondern Frau Fackler und ihre Tochter, Frau Binder, stellten der Gemeinde auch einen Saal ihrer ehemaligen Fabrik in der Laubenstraße 1 als Gottesdienstraum unentgeltlich zur Verfügung. Das Kirchspiel Bühl trug die Kosten des Umbaus, die sich mit Ausstattung auf etwa 3000 DM beliefen. Eine Haussammlung half die Kosten decken. 50 Sitzplätze hatte der Kirchenraum, in dem auch Jugendgottesdienst und Bibelstunde gehalten wurde. Acht Jahre blieb die Gemeinde im Fackler'schen Saal, bis sie dann wieder am Heiligen Abend 1956 in die kleine Kapelle in der Ortsmitte, die heutige Marienkapelle, umzog.

Schon seit 1954 wurden in Bühlertal um 9.30 Uhr sonntäglich Gottesdienste gehalten, und bald war es sogar möglich, den nur sehr lückenhaft gehaltenen Kindergottesdienst regelmäßig durchzuführen.

Es wurden auch immer mehr Stimmen laut, die meinten, Bühlertal müsse einen eigenen Pfarrer oder Vikar, zumindest aber einen Seelsorger haben, der ständig die Gemeinde versorgen könne. Dazu kam der immer stärker werdende Wunsch nach Selbständigkeit. Eine Reihe von Bühlertäler Gemeindegliedern trug diesen Wunsch mit einem Schreiben vom 14.10.1953 dem Evangelischen Oberkirchenrat vor. Der Oberkirchenrat schenkte damals dieser Bitte noch kein Gehör, sondern teilte mit, dass die Schaffung einer eigenen Kirchengemeinde noch wenig sinnvoll wäre. Damit war der Gedanke aber nicht zu Grabe getragen, sondern wurde im Laufe der Zeit immer lauter und eindringlicher ausgesprochen, zumal man 1954 343 und 1956 487 Gemeindeglieder zählte. Einem solchen Anstieg der Seelenzahl musste unbedingt Rechnung getragen werden, und so ist es nicht verwunderlich, dass man schon bald das nächste Gesuch in Karlsruhe einreichte. Das Ergebnis war, dass mit dem 1. April 1957 die Diaspora-Gemeinde Bühlertal mit Neusatz und Altschweier zu einer eigenen selbständigen Kirchengemeinde erhoben wurde.
Es wird aber nicht verwundern, wenn damit die Wünsche der Gemeinde nicht alle erfüllt worden waren. Denn was liegt näher, als dass bei der wachsenden Zahl der Gemeindeglieder (1957 zählte man 508) der Ruf nach einer eigenen richtigen Kirche mit eigenen Gemeinderäumen immer lauter wurde. 1956 schien es ja, als ob der damals gefundene Raum für die nächste Zeit ausreichen würde. Das erwies sich aber als Irrtum. Die Kapelle war viel zu klein. Und da man ja nicht früh genug anfangen kann zu sparen, auch wenn anscheinend zunächst noch kein dringendes Bedürfnis für den Neubau einer Kirche vorliegt, wurde zu Pfingsten 1956 die Gemeinde aufgerufen, für ein später einmal zu bauendes Gotteshaus jetzt schon zu spenden. Es wurde die Gotteshausneubaukasse gegründet.
Aber wenn man eine Kirche bauen will, braucht man nicht nur Geld, sondern vor allem einen Bauplatz. Deshalb war es die wichtigste Aufgabe für den Kirchengemeinderat, für einen solchen zu sorgen. Mit viel Mühe und Liebe widmete sich dieser Aufgabe nun insbesondere Herr Bößmann (Kirchengemeinderat seit 1957). Allein seinen Bemühungen ist es zu verdanken, dass der 10 ar große Bauplatz in der Hindenburgstraße am 24. August 1957 zu einem tragbaren Preis von 10.000.- DM erworben werden konnte. Unter Mithilfe des Evangelischen Oberkirchenrates wurden nun Pläne für einen Neubau entworfen und am 14. Oktober 1959 beschloss man dann eine neue Kirche zu bauen. Als Architekten hatte man bereits 2 Jahre zuvor Herrn Wolfgang Rumpel kennen gelernt, der dann auch gerne den Kirchenneubau übernahm. Die Bauleitung führte Architekt Herr Dieter Quast aus Heidelberg. Bereits am 6. November 1960 konnte der erste Spatenstich und am 4. Juni 1961 die Grundsteinlegung vollzogen und gefeiert werden. Nach einjähriger Bauzeit konnte dann am 12. November 1961 Abschied von der alten Kapelle genommen und die neue Christuskirche durch Landesbischof Bender eingeweiht werden.
Im Januar 1965 erfolgte schließlich die Loslösung der Kirchengemeinde Bühlertal von Bühl und die Erhebung zu einer eigenen Pfarrei. Gleichzeitig kam noch Ottersweier mit der Pflegeanstalt Hub und Steinbach mit den Nebenorten dazu. Die beiden Bühler Pfarreien wurden wieder zu einer Pfarrstelle zusammengefasst, so dass es in Bühl seither nur noch die Johannespfarrei gibt. Bis 1970 gehörte dann die Kirchengemeinde Steinbach als Filialgemeinde mit ihrem Pfarrdiakon zu Bühlertal (ab 1968 eigenständige Pfarrei). Abgeschlossen wurde die Entwicklung zur eigenen Pfarrei mit dem Bau eines Pfarrhauses gegenüber der Kirche in Bühlertal 1966. Dort ist seitdem auch das Pfarramt untergebracht. Im Dezember 1966 zog dann der erste Pfarrer der nun eigenständigen Pfarrei, Helmut Dieckmann, im neuen Pfarrhaus ein. Fast 25 Jahre betreute er die junge Gemeinde. In dieser Zeit entstanden, auch unter der Mitwirkung seiner Ehefrau Annegret, eine Reihe von Gemeindekreisen, die im Gemeindebuch von 1984 dokumentiert sind. Pfarrerin i.R. Elisabeth Maier stand der Gemeinde in der Vakanzzeit von 1991 bis 1997 vor. Von 1992 bis 1995 teilten sich das Vikarsehepaar Ruth Boos-Breisacher und Theo Breisacher die Aufgaben in der Gemeinde. 1995 zog dann die Pfarrvikarin Christiane Drape-Müller mit ihrer Familie im Pfarrhaus ein. Nach ihrer Amtseinführung als Pfarrerin im Januar 1997 übernahm sie dann die Pfarrei, wodurch die Vakanzvertretung von Pfarrerin Maier endete. Die letzte Veränderung erfolgte im Dezember 2000. Bis zu diesem Datum hatte die Gemeinde eigentlich keinen eigenen Namen. Sie wurde einfach nur als Evangelische Kirchengemeinde Bühlertal - Ottersweier - Neusatz - Schwarzwaldhochstraße bezeichnet. Der Kirchengemeinderat beschloss nun, dass die Diasporagemeinde „Christusgemeinde Bühlertal“ heißen solle.
Wie in Bühlertal 1961 war in allen Gemeindeteilen der gleiche Wunsch da, eigene Kirchenräume zu haben. Der Tatkraft von Pfarrer Fritz Joecks verdanken wir es, dass am 26. Mai 1963 die Gnadenkapelle in Neusatz und am 2. April 1965 die Höhen-Kapelle „Zum Guten Hirten“ auf Sand eingeweiht werden konnte. Schließlich durfte auch der Ottersweierer Gemeindeteil, nach zahlreichen Eingaben und Vorsprachen im Oberkirchenrat durch Pfarrer Dieckmann und Frau Rosemarie Nock, am 9. Mai 1976 das „Kirchengemeindehaus Hephata“ beziehen.
Quellen:  
Kurt Klein: Land um Rhein und Schwarzwald Stadtgeschichtliches Archiv Bühl
Gemeindebuch der ev. Kirchengemeinde Bühlertal 1962 Geschichte der Landeskirche www.ekiba.de
Gemeindebuch der ev. Kirchengemeinde Bühlertal 1984 Geschichte Baden-Württemberg
Gemeindebuch der ev. Kirchengemeinde Bühl 1967 Zeitschrift standpunkte Ausgabe August 2001