Richtfest der Christuskirche

Ich habe die Kirche ja nicht geplant, sondern nur die Bauleitung übernommen. Vieles ist mir noch in Erinnerung und man könnte viel erzählen. So die Geschichte vom Richtfest.
Ein Gewitter zog auf. Alles schaute angstvoll auf die heraufziehenden Gewitterwolken. Aber Pfarrer Joecks war unbeirrt im Beten, mit Ansprache und Singen. Trotz herannahendem Wolkenbruch ließ er noch 6 Strophen singen. Dann krachte der Donner und die Schleußen des Himmels öffneten sich. Alles flüchtete aus dem Kirchenraum hinunter in den künftigen Gemeindesaal. Der Zimmermann, der auf dem Gebälk stand um den Richtspruch zu sprechen flüchtete ebenfalls. Er hatte aber in der Eile den Wein oben im Gebälk stehen lassen und es tat ihm sehr leid, dass sein Wein jetzt durch den Regen verwässert würde. Der Richtspruch wurde dann unten im Gemeinderaum gehalten. Der Zimmermann stand auf der Treppe die nach oben führt, breitbeinig. Zwischen seinen Beinen floss wie ein Bächlein das Wasser des Wolkenbruchs vom Kirchenraum herunter, als der den Richtspruch sprach.
An den Weg vor 40 Jahren von der ehemaligen Kapelle hoch zum Neubau in der Hindenburgstrasse kann ich mich noch gut erinnern, auch an die feierliche Einweihung durch Landesbischof Bender, oder vorher an die Gundsteinlegung mit Dekan Hesselbacher aus Baden-Baden.
Später haben sich die Nachbarn beschwert, wegen der harten Schläge der Klöppel beim Glockengeläute. Es wurde dann von mir eine Glockenstube geplant, die um die Glocken und den Glockenständer herum gebaut werden sollte. Ziel war, dadurch den Glockenklang zu mildern. Alles war abgesprochen. Der Statiker Zachmann aus Bühl machte die statische Berechnung für Gewicht und Windlast. Dann begann ein langwieriges Genehmigungsverfahren. Dekanat, OKR Karlsruhe-Bauabteilung, Nachbarbefragung, Baugenehmigungsverfahren bei Gemeinde und Landratsamt. In der Zwischenzeit ging ein gewaltiger Wirbelsturm über Südwestdeutschland hinweg. Er deckte viele Dächer ab oder riss auch welche fort. Die Folge war eine Verschärfung der statischen Vorschriften für Windlasten. Dies hätte es notwendig gemacht, die Fundamente des Glockenträgers zu verstärken. Das wäre der Abbruch und Neubau des Glockenträgers gewesen, was dann aus Kostengründen unterblieb.
Die Glocken hängen immer noch frei. Ich denke, die Nachbarschaft hat sich daran gewöhnt. Sicher sind diese Dinge bei älteren Gemeindegliedern noch präsent. Ich habe es aber aufgeschrieben, da ich es bei ihrem Jubiläumsfest am 7. Oktober 2001 nicht erzählen kann. An diesem Tag kann ich leider nicht nach Bühlertal kommen ...
Dieter Quast