Vom Choral zum Song - Kirchenkonzert am Volkstrauertag

Carina Henkel, Robert MüllerDas "Kleine Kirchenkonzert" brachte in der evangelischen Christuskirche Bühlertal zum Volkstrauertag am 16. November Lieder über Krieg und Frieden, die von Strophen aus dem Kirchengesangbuch bis zu Melodien und Songs aus dem 20. Jahrhundert reichten.
Pfarrer Stefan Kammerer hatte als eigener Konzertmanager zwei Solisten gefunden und eingesetzt: Carina Henkel mit ihrer angenehmen, unverbildeten Altstimme und Robert Müller, den improvisationsfreudigen und vielseitigen Organisten. So erklang das Gebet um Frieden, Erbarmen und stille Besinnung in "Komm in unsre stolze Welt". So hörte man von der Orgelempore herab die Umschreibungen der Begriffe Versöhnung, Verzeihung und Frieden: "Wie ein Fest nach langer Trauer" und "wie in Seenot Land in Sicht". Oder die deutsche Fassung des schwedischen Liedes von 1970 gegen Mauern zwischen "Menschen, Völkern, Rassen", was nicht nur ein Thema im Kalten Krieg um 1970 ist. Freilich wird die 1. Strophe "Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer"... auch bei Trauungen gesungen.
In der Orgelmeditation "Der gute Kamerad" nach Ludwig Uhlands "Ich hatt' einen Kameraden", dem Lied im Volkston ohne deutschtümelnde Fanfaren der national bewegten Dichter Arndt, Körner, von Fallersleben und anderer, die schon dem alten Goethe ein Graus waren, in dieser Orgelmeditation veranschaulichte Robert Müller das Kampfgetöse mit hartnäckigem Marsch-Ostinato im Moll-Akkord und die bedrängte Friedenstaube im Diskant. Nach "Lili Marleen" von 1937 und "Where have all the flowers gone" von 1956 erklang "Blowin in the wind" mit alternierender Bass-Stimme, die Pfarrer Kammerer selbst übernommen hatte, und Orgel-Kapriolen, die das Zeug zu Handy-Klingeltönen hätten.
Das Schluss-Lied "We shall overcome" für die ganze Kirchenkonzertgemeinde knüpfte an die Lesung aus Jesaja 2 an: Das Friedensreich Gottes auf dem Berg Zion wird die Völker vereinen, und sie werden ihre Götzen in die Löcher der Maulwürfe und Fledermäuse werfen. Wann wird das sein? "Some day", sagt das Lied. Vorderhand war im Vorraum eine Stärkung für alle Mitwirkenden und Zuhörer aufgetischt.