Indonesien - Entwicklung ländlicher Gemeinden auf Sulawesi

Indonesien mit seinen zahlreichen Inseln ist ein Land, das uns vor allem durch die vielen Erdbeben der vergangenen Jahre ins Bewusstsein gekommen ist. Nicht zuletzt dadurch wurde eine größere Öffentlichkeit auch auf die touristischen Attraktionen des Landes aufmerksam. Gerade der Norden der Insel Sulawesi ist unter Tauchern sehr bekannt. Die andere Seite des Landes bleibt den Touristen dagegen verborgen. Im unwegsamen Bergland des Südens bietet sich ein ganz anderes Bild. Die weitverstreuten Ansiedlungen sind nur zu Fuß zu erreichen und von der Außenwelt abgeschnitten. Wer krank ist, hat kaum eine Chance auf ärztliche Behandlung. Im muslimisch geprägten Bergland des Südens der Insel Sulawesi gibt es keine Bodenschätze, es ist landwirtschaftlich schwer zu erschließen und eine Entwicklung daher für die Regierung nicht von vorrangigem Interesse. Aus diesem Grund haben die indonesischen Partnerkirchen des EMS Projekte entwickelt, um Ernährung, Gesundheit und Bildung der Bevölkerung zu verbessern. Der Staat steht diesen Vorhaben positiv gegenüber, und die Kirche gewinnt so mehr Vertrauen im muslimischen Umfeld.
Die Menschen des Stammes der Da'a aus dem Bergland Südsulawesis lebten bisher als Sammler und Jäger. Ihre weit auseinander liegenden Baumhäuser sind über ein großes unwegsames Gebiet verstreut und nur in tagelangen Fußmärschen erreichbar. Die von den Da'a praktizierte Waldrodung schadet den Böden, und ihr Lebensraum wird durch die sich ausbreitende Zivilisation zusätzlich eingeschränkt. Infolge gelegentlicher Kontakte mit der übrigen Bevölkerung wurde den Da'a ihre Armut und Unwissenheit bewusst. Dadurch wuchs die Unzufriedenheit mit ihrer Situation. Immer mehr junge Menschen wanderten aus ihren Dörfern ab und suchten in den Städten ihr Glück. Da sie aber nur ihre Stammessprache sprechen, nicht lesen und schreiben können und daher auch keinen Beruf haben, landeten sie nicht selten am Rande der städtischen Gesellschaft. Auch um diese jungen Menschen nicht einem ungewissen Schicksal zu überlassen, wurde dieses Aufbauprojekt entwickelt.
Da'a in Sulawesi - Indonesien
In den Stammesgebieten ist es sehr wichtig, die lokalen Bräuche und Traditionen der einzelnen Stämme zu achten. Deswegen hat die indonesische Kirche die aufeinander folgenden Projektschritte mit den Führern der Da'a vorher abgesprochen. So wird die Arbeit von allen Beteiligten akzeptiert und hat gute Aussichten auf nachhaltigen Erfolg. Als erstes wurde mit dem Anbau von Kakao begonnen. In diesem Jahr folgte der Anbau von Vanille und Kaffee, um das Einkommen der Dorfgemeinschaft zu verbessern. Für den Eigenbedarf gibt es Gemüsegärten, denn die Menschen waren in einem teilweise schlechten Ernährungszustand.
Elias ist von Anfang an beim Projekt der indonesischen Partnerkirchen dabei. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist für die Maschinen im neu gegründeten Dorf verantwortlich. Obwohl er nie eine Schule besucht hat, begriff er schnell, wie die Technik funktioniert, kommt mit den Maschinen gut zurecht und ist auch für deren Wartung zuständig. Beim Bau der Dorfschule und eines Versammlungshauses hatte er eine wichtige Aufgabe, denn er musste für das Material sorgen und dafür, dass die Maschinen richtig funktionierten. Er freut sich über diese Arbeit und sagt: "Ich bin der Kirche dankbar, dass ich so viel lernen konnte. Meine Kinder können in die Schule gehen und haben so bessere Aussichten für ihre Zukunft."
Spendenkonto:
Evangelische Kreditgenossenschaft Stuttgart
BLZ: 600 606 06 Kontonr.: 124
Eine große Zahl der Familien, die verstreut im Bergland lebten, hat sich entschlossen, zwei Dörfer zu gründen und ihre Lebenssituation gemeinschaftlich zu verbessern. Die Menschen in den Dörfern werden von Projektmitarbeitenden begleitet und konnten so bereits ein einfaches Abwassersystem bauen, Wasser in die Häuser legen und Toiletten einrichten. Eine Schule wurde gleich zu Anfang gebaut, und einige der Kinder konnten schon auf eine weiterführende staatliche Schule wechseln. Auch für Erwachsene beginnt bald ein Kurs, in dem sie sowohl Lesen und Schreiben als auch die Amtssprache lernen können.
Heide Soldner
Zeitschrift Standpunkte Ausgabe Oktober 2007