Herrn und Frau Schaupp
in Deutschland
Bandung, 21. Oktober 2004

Grüß Gott,
zu allererst bitte ich um Entschuldigung für die Verspätung, mit der ich meinen Bericht an Sie schicke.
Im Augenblick, während ich diesen Brief schreibe, sind wir in der Familie alle gesund. Heute morgen komme ich jetzt gerade zurück, nachdem ich Lydia und Yosua zur Schule begleitet habe. Kurnia lernt noch in ihrem Zimmer, weil sie nachmittags zur Schule geht. Ezra geht heute auch erst mittags zur Uni. Sarah hält wie gewohnt das Haus in Ordnung. Wir haben uns schon wieder daran gewöhnt, alle Hausarbeit selbst zu machen, so wie früher in Deutschland.
Das Geld, das über David Tulaar geschickt worden ist, ist schon auf mein Konto überwiesen worden. Dafür sagen wir als ganze Familie sehr herzlich Dank. Bitte geben Sie unseren Dank auch an Familie Krimm und Frau Müller weiter und an alle Freunde in Deutschland, die uns schon geholfen haben, so dass unseren Kindern das Schulgeld gesichert sein kann.
Pfarrer Eckart (Stief, Pfalz) hat uns am 6. August in unserem Haus kurz besucht. Den Reisebericht der Gruppe aus dem Kirchenbezirk Baden-Baden habe ich durch Pfarrer Stief erhalten und auch dafür danke ich herzlich.
Das Guthaben, das wir noch auf der Bank in Bühlertal haben, ist dafür gedacht, in den kommenden Jahren, unsere Lebenshaltungskosten in Indonesien zu bezahlen. Das haben wir in der Absicht getan, dass unser Geld nicht sofort im ersten Jahr in Indonesien aufgebraucht wird. Im kommenden Jahr kann ich vielleicht dieses Geld abheben.
Im Folgenden will ich ein wenig über die Torajagemeinde in Bandung erzählen, nachdem wir hier schon fast ein Jahr arbeiten:
  1. Die Gemeinde Bandung ist klein. Sie besteht nur aus 23 Familien (100 bis 120 Personen). Aber es gibt in der Gemeinde mehr als 100 Mitglieder der Jugendarbeit der Torajakirche (Persekutuan Pemuda Gereja Toraja). Fast alle sind Studenten aus dem Torajaland, die zur Zeit in Bandung studieren.
    Es gibt 28 Kirchenälteste, die meisten sind Ehepaare. Die hohe Zahl der Kirchenältesten hat den Zweck, möglichst viele Menschen zum Dienst in der Gemeinde heranzuziehen, die eine entsprechende Ausbildung haben, vor allem zur Förderung der Jugend. Im Allgemeinen sind diese (Kirchenältesten) in der Gemeindearbeit aktiv. Aber man muss auch zugeben, dass - wie in Deutschland - die Menschen in Bandung nicht genug Freizeit haben. Sie arbeiten vom Morgen bis zum Abend und meistens ist es schon Abend, wenn sie nach Hause kommen.
  2. Der Sonntagsgottesdienst wird um 9.30 Uhr gefeiert und von ungefähr 70 bis 80 Personen besucht. Warum kommen nur so wenige Menschen zum Gottesdienst? Der Grund ist, dass die Gemeindeglieder weit von einander und weit entfernt von der Kirche wohnen. Es gibt zwei Familien, deren Häuser ungefähr 30 km von der Kirche entfernt sind. Zur Zeit hat ein Teil der Studenten nicht genug Geld, um mit Verkehrsmitteln zur Kirche zu kommen.
    Wir besitzen noch kein eigenes Kirchengebäude. Wir mieten nur das Gebäude einer ökumenisch- evangelischen Gemeinde in einem Militär-Komplex.
    Außer dem Sonntagsgottesdienst feiern wir wöchentlich einen Hausgottesdienst, der reihum in den Häusern (der Gemeindeglieder) gefeiert wird.
    Hausbesuche bei den Gemeindegliedern sind eine Aktivität, die ich für wichtig halte. Dadurch fühlen sich die Gemeindeglieder betreut, und ich kann mit ihnen beten und in das Gebet alles aufnehmen, was den Familien im Alltag Schwierigkeiten macht.
  3. Die Frauenarbeit (Persekutuan Wanita Gereja Toraja) führt alle zwei Wochen dienstags Treffen oder Hausgottesdienste durch. Wie in Deutschland sind die Frauen immer gerne bereit, bei allen Aktivitäten der Gemeinde zu helfen. Sarah (meine Frau) leitet die diakonischen Dienste der Frauenarbeit.
  4. Die Jugendarbeit (Persekutuan Pemuda Gereja Toraja) führt Gruppentreffen durch mit Vorträgen, Bibelarbeit oder Gottesdienst am Samstag alle zwei Wochen. Außerdem haben sie jeden Freitag Chorproben. Unser Kinder (Ezra, Kurnia und Lydia) sind in der Jugendarbeit aktiv.
  5. Jeden Sonntag findet ein Gottesdienst für die kleinen und größeren Kinder statt. An kirchlichen Feiertagen (Ostern und Weihnachten) veranstalten sie Wettbewerbe untereinander, an denen die Kinder immer viel Spaß haben. Yosua geht in die Gruppe der kleinen Kinder. Diese Kindergruppen werden von älteren Mitgliedern der Jugendarbeit geleitet.
  6. Nun möchte ich noch schildern, wie es uns in der Familie ergeht.
    Unser Haus liegt weit entfernt von der Kirche, ungefähr 45 Minuten mit dem Auto. Das Haus ist ausreichend für uns. Es hat drei Schlafzimmer, zwei Bäder, ein Gästezimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche und einen Vorratsraum.
    Wir sind Gott dankbar, weil nur durch seine Hilfe unsere Kinder noch ihre Ausbildung fortsetzen können. Ezra ist schon im 7. Semester als Bauingenieur an der Evangelischen Universität Marnatha. Kurnia besucht die 1. Klasse der staatlichen Oberschule Nr. 23. Lydia ist in der 3. Klasse der Mittelstufe in der Evangelischen Yahya-Schule, und Yosua besucht in derselben Schule die erste Klasse der Grundstufe. Unsere Kinder gehen alle eifrig in die Schule, obwohl ihre Schulen ziemlich weit von zu Hause entfernt sind. Ezra braucht eine Stunde, um zu seiner Uni zu kommen, Lydia und Yosua haben einen Weg von 40 Minuten zu ihrer Schule. Nur Kurnias Schule ist nah - nur 10 Minuten von zu Hause.
    Unsere Kinder haben schon angefangen, sich wieder an das einfache Leben in Indonesien zu gewöhnen. Sie wissen, dass mein Gehalt monatlich nur 2.500.000 Rupiah sind (240 Euro). Mit einem solchen Einkommen können wir ganz bestimmt das Schulgeld für unsere Kinder nicht bezahlen. Ich vertraue darauf, dass Gott die Herzen unserer Freunde in Deutschland gelenkt hat, uns zu helfen, so dass unsere Kinder bis jetzt zur Schule gehen können. Noch einmal vielen herzlichen Dank!
So weit erst einmal für heute. Hoffentlich können wir uns in der nächsten Zeit einmal wieder sehen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mit einer Gruppe aus dem Kirchenbezirk Tallunglipu zu Besuch nach Deutschland kommen könnte. Grüßen Sie alle unsere Freunde in Deutschland herzlich.
Gott segne Sie!
Herzliche Grüße
Ihr Simon Mutu