Der Christ als Windsack - Konfirmation in St. Borromäus

Wie bereits in den vergangenen vier Jahren feierte die Evangelische Kirchengemeinde ihre Konfirmation in einer der großen katholischen Kirchen ihres Gemeindegebietes. Die eigene Christuskirche in Bühlertal ist für eine solch bedeutende, von einem großen Freundes- und Verwandtenkreis begleitete Feier zu klein. Dieses Jahr war man dankbar für die ökumenische Gastfreundschaft der Pfarrei St. Borromäus in Neusatz.
Das gute ökumenische Miteinander von Katholiken und Protestanten zeigte sich aber nicht nur in der Gastfreundschaft, sondern auch in der regen Anteilnahme der katholischen Gemeinde an diesem Festgottesdienst, der zugleich auch der endgültige Abschied von Pfarrer Stefan Kammerer von seiner Gemeinde war. Die musikalische Ausgestaltung des Festgottesdienstes übernahm die Trachtenkapelle Grüne Jäger unter der Leitung von Franz Schindler, die gleich zu Beginn beim Einzug der Konfirmanden mit "Joy of Music" einen eindrucksvollen und feierlichen Höhepunkt setzte. Einen weiteren musikalischen Leckerbissen hielt ein von der Konfirmandenmutter und Kirchengemeinderätin Katherine Flynn-Hartmann zusammengestelltes Hörner-Quartett bereit, das den Gottesdienst mit lebendigen, mitreißend vorgetragenen Gospels wie "Oh Happy Day" bereicherte.
Der Christ als Windsack - das stand im Zentrum der Predigt, die Pfarrer Stefan Kammerer den Konfirmanden mit auf ihren Weg gab. So wie ein Windsack den unsichtbaren Wind sichtbar macht, seine Richtung und Stärke anzeigt und durch seine rot-weiße Farbe weithin sichtbar ist, so machen auch Christen den Glauben sichtbar, geben ihm Richtung und Stärke. Und manches Mal ist es dann auch wichtig, sich als Christ Gegenwind gefallen zu lassen und Windstille auszuhalten.
Stefan Kammerer betonte aber auch, dass die Konfirmation am Ende einer fast einjährigen Vorbereitungszeit steht. In diesem Zeitraum hatten die Konfirmanden die Möglichkeit, mehr über den eigenen Glauben zu erfahren und über ihn nachzudenken. Im Konfirmandenunterricht und in der Konfirmation sollen "Stärkung" und "Befestigung" im Glauben geschehen und Antworten auf die Fragen des Glaubens gefunden werden, die auch im Erwachsenenalter tragen können.
Nach der Predigt fand nun die Konfirmandenzeit mit der feierlichen Einsegnung ihr Ende. War das letzte Jahr eher vom Kennenlernen der Dienste einer Kirchengemeinde, den verschiedenen Gottesdienstformen und dem vertieften Eindringen in die Bibel und die Geschichte der Kirche geprägt, so sollte jetzt der Zuspruch des Segens den jungen Menschen Mut geben, ihren Glauben in der Welt zu leben und zu bekennen.
Mit seinem Grußwort verabschiedete sich der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Clemens Hertlein, der den verhinderten Pater Christoph Eichkorn vertrat, zugleich auch nochmals von Pfarrer Stefan Kammerer und überreichte ihm als Wegzehrung ein Vesper mit Wein für seine neue Aufgabe, bei der er viel in der Badischen Landeskirche unterwegs sein wird.
Auch Pfarrer Wilfried Serr nutzte die Gelegenheit, sich persönlich zu verabschieden und bedankte sich im Namen der katholischen Gemeinde für den wunderschönen Gottesdienst und für die gute und intensive ökumenische Zusammenarbeit in den letzten Jahren.
Ein ganz besonderer Dank kam aber von den 23 Konfirmanden, die aus Bühlertal, Altschweier, Bühl, Neusatz und Unzhurst stammen. Mit dem Satz "Danke für die schöne Zeit" überreichten sie Pfarrer Stefan Kammerer und der KU-Mitarbeiterin Angelika Beh jeweils ein passendes Geschenk.
Der Konfirmand Peter Pastuchow betonte bei der Dankesrede, dass Pfarrer Stefan Kammerer in den vergangenen sechs Jahren immer ein offenes Ohr für die Menschen gehabt habe. Er habe die Menschen "fantastisch" im Glauben begleitet, ganz besonders auch die vielen Jugendlichen. Es sei schade, dass er nun nicht mehr die Gelegenheit habe, die lebendigen Gottesdienste von Pfarrer Kammerer mitzufeiern.
Diese Lebendigkeit, von der Peter Pastuchow sprach, war auch im vorsamstäglichen Abendmahls- und Abschlussgottesdienst des Konfirmandenjahrgangs zu spüren. Die Konfis und ihre Angehörigen ließen zusammen mit Pfarrer Stefan Kammerer und KU-Mitarbeiterin Angelika Beh das vergangene Dreivierteljahr Revue passieren - nicht ohne das ein oder andere Mal zu schmunzeln. Mittelpunkt des Gottesdienstes war das gemeinsame Abendmahl, das jeder Konfirmand vom Altar aus im selbst getöpferten Kelch bzw. Abendmahlsteller zu seiner Familie brachte.

Konfirmation 2009

Ökumene paarte sich mit dem Gottesdienstprogramm zur Konfirmation in der Neusatzer Kirche. Unter katholischem Dach willkommen geheißen vom Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Clemens Hertlein und dem katholischen Pfarrer im Ruhestand, Wilfried Serr, gestaltete der evangelische Pfarrer, Stefan Kammerer, einen einfühlsamen Gottesdienst, der unter dem Motto "Glauben und Gemeinsamkeit" stand.
Die Trachtenkapelle "Grüne Jäger" spielte feierlich "Joy of Music" zum Einzug der 23 Konfirmanden, die einen neuen christlichen Lebensabschnitt begannen. Mit dem Eingangspsalm "Ich danke Dir, dass ich wunderbar gemacht bin", begannen die jungen Christen mit Pfarrer Stefan Kammerer und Begleiterin Angelika Beh.
Aus der Schriftlesung zitierte Pfarrer Kammerer aus dem Matthäus-Evangelium "Jesus geht auf dem Wasser und der Sturm kann ihm nichts anhaben". Die Trachtenkapelle Grüne Jäger verdeutlichte diese Geschichte in musikalischen Bildern eines rauschenden Ozeans mit "La caresse sur l'ocean".
Die Konfirmanden enthüllten ein Bild mit dem Windsack und Pfarrer Kammerer verglich in seiner Predigt den Wind mit dem Glauben. Beide seien unsichtbar und bewirkten Gigantisches. Jesus trete in der Matthäusgeschichte nur in Begleitung des Windes auf.
Wenn Windstille herrsche, sei auch Stille im Glauben und es bewege sich nichts. Ein Windsack mache unsichtbaren Wind sichtbar, informiere über dessen Richtung und dessen Stärke und seine rot-weiße Farbe symbolisiere die Wichtigkeit, so Pfarrer Kammerer
Im übertragenen Sinn seien daher alle Gläubigen eine Art Windsack, die den Glauben sichtbar machen, ihm Richtung und Stärke geben. Den Konfirmanden gab er mit auf den Weg, sich durchaus Gegenwind gefallen zu lassen, der zu Neuem anrege, sich nicht zerreißen zu lassen, wenn eine Windstille auftrete und sich Vorbilder zu nehmen, die ermutigen, weiter helfen und Orientierung geben.
"Der Geist weht, wann er will und der Glaube kommt ebenso unverhofft und nicht greifbar", gab er den Konfirmanden nach der Einsegnung als nun mündigen und selbst entscheidende Christen mit auf den Weg. "Wollt ihr zu Glaubenden der Gemeinde gehören?" - auf diese Frage antworteten alle mit einem kräftigen "Ja". "He Ain't Heavy" durften die Kirchenbesucher nun von den "Grünen Jägern" in beeindruckendem Vortrag genießen. Kirchengemeinderätin Daniela Faletra gratulierte den Konfirmierten zu ihrem großen Tag, der sich in vielen Treffen und Gottesdiensten zu einem Ganzen geformt und einst in der Taufe begonnnen hatte.
"Ins Wasser fällt ein Stein" sangen die Konfirmierten mit den Gläubigen und schlossen damit den Kreis zwischen Taufe und Konfirmation. Das Hörner-Quartett, zusammengestellt von Katherine Flynn-Hartmann, spielte unter anderem beeindruckend "Oh Happy Day". Und die "Grünen Jäger" setzten einen musikalischen Schlusspunkt mit den schwungvollen "Spiritual Moments".
Im Anschluss an den Konfirmationsgottesdienst in der Pfarrkirche St. Borromäus Neusatz dankte Konfirmand Peter Pastuchow Pfarrer Stefan Kammerer für sechs Jahre "fantastischer Begleitung im Glauben".
Niemanden habe er in seiner Seelsorge vergessen und neben den vielen Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten lebendigen, prägenden Religionsunterricht gegeben. Mit einem kleinen Präsent mit dem symbolischen Satz "Danke für die schöne Zeit" bedankten sich alle Konfirmanden bei dem Pfarrer, der ihnen viel für das zukünftige Leben mit auf den Weg gegeben hatte. Auch Pfarrvikar Wurz und Konfirmandenbegleiterin Angelika Beh bedachten sie mit einem Präsent.
Pfarrer Wilfried Serr bedankte sich im Namen der katholischen Gemeinde für den schönen Gottesdienst und das gute Miteinander. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Clemens Hertlein überreichte Pfarrer Stefan Kämmerer für seine neue Aufgabe in der Evangelischen Landeskirche in Baden eine Wegzehrung mit Vesper und Wein.
Stefan Kämmerer wird in seinem neuen Amt als Pfarrer und Studienleiter "Arbeitsbereich Konfirmandenarbeit" bei der Landeskirche für Beratung und Begleitung, für Supervision oder Coaching für Ehrenamtliche, die in der Konfirmandenarbeit mitarbeiten wollen, zur Verfügung stehen.
Acher- und Bühler Bote