"Ich will nicht zur Last fallen"

Manche Menschen, oft Menschen, die ihr Leben lang wenig Anerkennung bekommen haben, möchten eine Behandlungsbegrenzung verfügen, weil sie nicht "zur Last fallen" wollen. Doch das, sagen Ethiker, sei ein fremdbestimmtes Motiv. Akzeptiert werde nur, wenn jemand sagt: In diesem Zustand will ich nicht weiterleben, weil ich darin keinen Sinn sehe. "Sollen wir etwa einfach jemanden sterben lassen, nur um seine Kinder zu schonen?", fragt der Hannoveraner Ethik-Komitee-Vorsitzende Gerald Neitzke provozierend. "Der Arzt darf nicht zum Erfüllungsgehilfen einer narzisstischen Gesellschaft werden", sagt auch der Freiburger Ethiker Giovanni Maio. Deshalb müsse sich jeder Arzt immer erst ein Urteil über das Umfeld bilden, bevor er einer Patientenverfügung folgt.