Indonesienreise 2003 - Ein Reisebericht

Anlaß war die Heimreise von Pfarrer Mutu und seiner Familie. Dekan Sieghard Schaupp mit Frau und 6 weitere Teilnehmer besuchten Indonesien und zwar vorwiegend 6 Gemeinden, die vom Kirchenbezirk Baden-Baden in Form eines Projektes auch finanziell unterstützt werden.
Frau Schaupp, eingeladen vom Frauenkreis, erzählte an diesem Abend von ihren Reiseerlebnissen und den zahlreichen Begegnungen mit den Menschen aus den christlichen Partnergemeinden im Torajaland. Zunächst überbrachte Frau Schaupp viele herzliche Grüße von Familie Mutu, die wohlbehalten wieder in ihrer Heimat angekommen war.
Nach der Landung in der Hauptstadt Jakarta führte die Reise zunächst auf die östlich von Java gelegene Insel Bali um einige Tage auszuspannen. Von dort ging es dann weiter nach Ujung Pandang (Makasar), wo die Reisegruppe in einem Hotel direkt am Meer übernachtete. Mit dem Bus fuhr man dann in 9 Stunden anstrengender Fahrt hinauf ins Torajaland.
Die Siedlungen liegen hier auf einer 800-900 m hohen Hochebene, die von hohen Bergen malerisch umrahmt wird. Reisterrassen prägen das Landschaftsbild, die Temperatur liegt das ganze Jahr über bei ca. 30-35°C, so dass zur selben Zeit gesät und geerntet werden kann. Obstbäume tragen gleichzeitig Blüten, Früchte und "herbstliches" Laub.
In einem den Schwarzwälder Vogtsbauernhöfen vergleichbaren Museumsdorf konnte die Reisegruppe die klassischen Tonkonanhäuser besichtigen, wobei auch die indonesiche Lebensweise deutlich wurde. Ein Reisspeicher erinnerte den Betrachter geradezu an die Getreidespeicher der Schwarzwälder Bauernhöfe.
In Indonesien wird auch gerne gefeiert. Ein Erlebnis war die Teilnahme am Fest zur Neuerrichtung eines Tonkonanhauses, vergleichbar mit unserem Richtfest. Der Tonkonan steht in Indonesien als Symbol für Gemeinschaft. Die erbauende Sippe regelt dabei, je nach Verwandschaftsgrad den Anteil der Arbeit am Haus, der zu vollbringen ist, bzw. die Materiallieferungen sowie die Nutzungsrechte. Über offenem Feuer wurden dann 2 Schweine gebraten und verzehrt. Wasserbüffel spielen in den Familien eine große Rolle. Sie bilden den Maßstab für die gesellschaftliche Stellung und dienen als Wertmaßstab für finanzielle Vergleiche. In früheren Zeiten wurden sie auch als Opfertiere verwendet.
Jeden Tag wurde nun eine andere Gemeinde besucht. Pfarrer Mutu, der mit seiner Familie bei Verwandten untergebracht ist, da sie hier ja über keine Wohnung mehr verfügen, begleitete die Reisegruppe und half durch seine in Deutschland erworbenen Sprachkenntnisse beim Übersetzen. Der Unabhängigkeitstag Indonesiens am 17. August wurde gefeiert und die Reisegruppe durfte an Erntedankfesten und Tauftagen, bei denen jeweils 30 bis 50 Kinder getauft wurden aktiv teilnehmen.
Frau Schaupp erzählte hier eine Begebenheit, die die traditionelle Einstellung der Indonesier erkennen läßt. Dekan Schaupp und ein weiterer Pfarrer der Reisegrupppe sollten an der Taufzeremonie teilnehmen. Da sich im Reisegepäck allerdings kein Talar befand, entspannte sich bei den Kirchenältesten der indonesischen Gemeinde im Gottesdienst eine gewisse Unruhe, bis schließlich ein Ältester die Kirche verließ und mit dem Moped davonfuhr. Nun passierte 1 Stunde lang nichts mehr. Auf Nachfrage nach längerem Warten, was denn passiert sei, erfuhr dann Dekan Schaupp, dass der Kirchenälteste unterwegs auf der Suche nach Talaren sei, ohne die die Zeremonie nicht durchgeführt werden könne. Nach langer Wartezeit brachte er schließlich 2 Talare mit in die Kirche und die Taufe konnte beginnen. In Indonesien ist es halt auch nicht leicht für großgewachsene Europäer geeignete Kleidungsstücke zu finden. Neben Taufen wurden auch Konfirmationen und Trauungen zelebriert, wobei alle Feiern wenigstens 2 Stunden dauerten.
Das Kinderheim in Rante Pao wurde ebenfalls besucht. Hier leben neben Waisenkindern auch Kinder ärmster Familien. Im Rahmen einer Projektarbeit fertigen die Kinder geflochtene Matten aus einem speziellen strohähnlichem Gras, die dann zur finanziellen Unterstützung des Kinderheimes verkauft werden. Weitere Einnahmequellen sind neben der Selbstversorgung der Verkauf von Obst und Gemüse.
Viel Freude hatte die Reisegruppe beim Besuch eines Kindergartens in einer weiteren Gemeinde. Durch die Unterstützung des Kirchenbezirks Baden-Baden konnte der Kindergarten baulich vollendet und eingerichtet werden, eine sichtbare und erfreuliche Veränderung gegenüber dem letzten Besuch. Die Kinder hatten viel Spaß und waren sichtlich gut aufgehoben.
Frau Schaupp berichtete, daß der Kirchenbezirk Baden-Baden etwa 50 Gemeindeglieder aus den 6 Partnergemeinden im Rahmen der Projektarbeit finanziell durch Kredite unterstützt. Damit sind die Menschen dort in der Lage z.B. eine Tierzucht aufzubauen oder sich mit Anbau bzw. Handel mit Feldfrüchten und Obst eine Existenz zu schaffen.
Von Familie Mutu erzählte Frau Schaupp, dass obwohl sie gerne bei uns in Bühlertal waren, die Eltern sichtlich in den heimischen Gemeinden auflebten. Neuer Wirkungskreis von Pfarrer Mutu wird aller Voraussicht nach eine Gemeinde in Bandung auf Java sein. Bandung ist wie Jakarta und Ujung Pandang eine westlich geprägte Millionenstadt, die auch eine Universität besitzt. Hier studiert der älteste Sohn Esra der Familie. Da Pfarrer Mutu seine neue Stelle erst im November antreten kann, muß die Familie die Monate August bis Oktober irgendwie überbrücken, ohne finanzielle Unterstützung der eigenen Kirche. In Indonesien wird der Pfarrer von der jeweiligen Gemeinde bezahlt. Für die beiden Mädchen sucht die Familie noch nach einer geeigneten privaten Schule, die jedoch sehr teuer sind. Die Schulen verlangen eine Aufnahmegebühr von 500 Euro und jeden Monat wird ein Schulgeld von ca. 15 Euro fällig. Gemessen an den Einkünften in Indonesien sind dies horrende Kosten.
Gemeindemitglieder aus Bühlertal und Baden-Baden haben sich deshalb zu einer Unterstützergruppe für die Kinder der Familie Mutu zusammengeschlossen und wollen für die Schulausbildung sorgen. Frau Elke Müller berichtete, daß Familie Mutu bei ihrer Abreise für die Kinder 2.400 Euro mitgegeben werden konnte. Jedes Jahr werden nun die "Mitglieder" der Gruppe einen freiwilligen Betrag spenden, der dann auch persönlich überbracht wird. Wer ebenfalls die Kinder unterstützen möchte, kann sich bei Frau Müller, Tel. 72257, melden.
Viele Andenken und persönliche Geschenke brachte Frau Schaupp aus Indonesien mit, die sie der Frauengruppe zeigte. Da gab es herrlich verzierte Holztabletts, kunstvoll gewebte Tücher und Vorleger, die auf einfachen Webstühlen gefertigt werden, gerösteten Kaffee in einer Schmuckschatulle, Taschen und einen vielseitig verwendbaren Tuchumhang, der sowohl als Transportmittel für kleine Feldwerkzeuge, als Regenumhang oder auch als "Schlaftuch" verwendet werden kann.
Für ihren persönlichen und lebhaft vorgetragenen Reisebericht bedankte sich Frau Böhm im Namen des Frauenkreises bei Frau Schaupp mit einem kleinen Präsent und mit Blumen.